Ein Theaterabend der Superlative: Schillers „Räuber“
Fast ein Jahr mussten wir auf Theaterkarten (Schülerkarten) warten, so begehrt war Schillers Drama „Die Räuber“ am Residenztheater München. Denn Kritiker hatten diese Inszenierung als eine der besten von ganz Deutschland (Spielzeit 2016/17) eingestuft und kurz vor unserer Theaterfahrt waren „Die Räuber“ Mitte November 2017 sogar als beste deutschsprachige Aufführung mit dem wichtigsten österreichischen Theaterpreis ausgezeichnet worden.
Die Erwartungen der Schülerinnen und Schüler (10.Kl., Q11) an dieses Drama waren also hoch, als mir überraschend ein Kontingent Schülerkarten angeboten wurde. Und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Denn in dieser Inszenierung zeigt sich das Theater von seiner besten Seite, oder um es mit den Worten von Kritikern zu sagen, die Inszenierung am Residenztheater ist ein Gesamtkunstwerk aus Bild, Musik und Wort!
Dabei ist der Inhalt von Schillers Erstlingsdrama (Sturm und Drang) zwar durchaus interessant, thematisiert werden menschliche Beziehungen, Liebe, Hass, Aufruhr und völlig konträre moralische Werte, aber nicht bombastisch (wie es die Inszenierung des Residenztheaters vermittelt):
Ausgangspunkt ist der Konflikt zweier Brüder: Karl Moor, der aufgrund einer Intrige (gefälschter Brief) seines eigenen Bruders vom Vater enterbt wurde, ist aus Empörung über die Gesellschaft zum Anführer einer Räuberbande geworden. Mit ihr will er nun Bedrängten zu Hilfe kommen und Ungerechte bestrafen, kann aber Gräueltaten seiner Bande nicht verhindern. Im Verlauf des Dramas muss Karl dann aber erkennen, dass sein eigener Bruder Franz der Gewalttäter ist: Der hat den Vater inhaftieren lassen und beansprucht sogar Amalia, Karls Braut, für sich …
Die Inszenierung am Residenztheater aber macht aus den „Räubern“ ein grandioses Mensch-Maschine-Musik-Theater (so die Premierenkritik), in dem schon die Bühnentechnik - zwei speziell für diese Aufführung konstruierte, kolossale Laufräder - monumental und einzigartig ist: Auf diesen sich drehenden Laufrädern agieren und marschieren die Akteure unentwegt, so dass die Räuber um Karl Moor hier zur erlebbaren Massenbewegung werden. Aufgrund von Sprechchören – untermalt mit eigens komponierter Musik - entsteht dadurch eine ungeheure Sogwirkung, die den Zuschauer regelrecht im Geschehen mitreißt.
Einhellig waren die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler aber auch der Meinung, dass hier ganz großes Sprechtheater geboten wurde, denn die 3-stündige Aufführung beinhaltet ganz viel von Schillers Originaltext. Dass man dem Geschehen trotzdem immer gebannt folgte, lag nicht zuletzt an den hervorragenden Schauspielern (K. Bürkle in der Rolle des Franz Moor und F. Pätzold als Karl Moor) und der überwältigenden, sich drehenden Theatermaschine (Laufräder), die mit den Akteuren immer auch die Aufmerksamkeit auf sich zog. Komplettiert wurde diese Theaterkunst noch durch eine zurückhaltende, aber höchst effektive Beleuchtungs-Dramaturgie in den Massen- und Einzelszenen.
Um es mit den Worten einer Schülerin auszudrücken: Schillers „Räuber“ – ein großes Erlebnis, echt super!
A. Frehner