OPERNBESUCH: „JONNY SPIELT AUF“ - VERGESSEN UND DOCH ERGREIFEND

Musik und Latein  – erlebbar in einer fächerverbindenden Opernfahrt der 10. Kl. Das war der Plan zu Beginn des Schuljahres, denn die Programme der Opernhäuser für die Spielzeit 2021/22 klangen viel versprechend. Es waren nämlich mehrere Werke, die auf einem antiken Stoff basieren, als Neuinszenierung oder Wiederaufnahme im Repertoire angekündigt.

Doch dann kam alles anders: Das zunehmende Infektionsgeschehen im Winter und weitere Unsicherheiten und Widrigkeiten im Frühjahr machten die ursprüngliche Planung, Hector Berlioz‘ Oper „Les Troyens“ zu besuchen, zunichte. Dabei beinhaltet die Opernhandlung zwei berühmte Mythen der Antike, den Krieg um Troja und die Liebe zwischen Aeneas und Dido.

Ersatz fanden wir dann im Spielplan des Gärtnerplatztheaters: Dank Frau Dopfer, die umgehend best-platzierte, sonst sehr teure Opernkarten zum Preis von 8 € besorgte, und dank der Bereitschaft vieler Schüler*innen der Klasse 10 b, die bereit waren, eine Vorstellung am Sonntagabend zu besuchen, konnte diese Opernfahrt verwirklicht werden.

Ernst Kreneks Oper „Jonny spielt auf“, uraufgeführt 1927, ist heute zwar fast vergessen, war aber in ihrer Entstehungszeit eines der erfolgreichsten Bühnenstücke in Deutschland. Und sie ist ein Zeitdokument für den zunehmenden Rassenwahn der Nazis, die später ein Aufführungsverbot der Oper durchsetzten, weil die Hauptfigur schwarz war, sich Freiheiten herausnahm und mit dem aus Amerika stammenden Jazz das kulturelle Erbe Europas übernehmen wollte.

Die Titelfigur, der Jazzbandgeiger Jonny, ist ein Künstler, der einerseits sehr bewundert wird, sich andererseits aber gegen Normen seiner Umwelt auflehnt. Das hat zwar nur entfernt mit der Orpheus-Figur zu tun, den die Schüler*innen aus dem Lateinunterricht und der Ovid-Lektüre kennen, dennoch gibt es durchaus Berührungspunkte mit diesem antiken Mythos, wenn Jonny zum Beispiel singt. „Ich bin der König der Geige …, wenn ich spiele, zerbrechen die Herzen im Kreise.“

Der Komponist Krenek bildete in dieser „Zeit-Oper“ die damalige Moderne ab und nutzte darüber hinaus Jazz-, Foxtrott- und Tango-Elemente. Mit der eindrucksvollen, farbenprächtigen Inszenierung am Gärtnerplatztheater war die Oper durchaus auch ein Genuss für die Augen.

Angela Frehner und Verena Dopfer

 

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