Besuch im Allgäu-Hospiz

Im Evang. Religionsunterricht der 10. Klasse widmen wir uns u.a. dem Thema „Tod und Leben“. Aber wer denkt schon gerne über das menschliche Ende nach und führt sich damit seine eigene Sterblichkeit vor Augen? Selbst im persönlichen Umfeld stellt der Tod selten ein Gesprächsthema dar. Das Thema „Tod und Leben“ ist daher für die Schüler/-innen und für die Lehrkräfte eine große Herausforderung. 

Um zu verstehen, dass Sterben nicht immer nur eine leidvolle Erfahrung darstellen muss, besuchten wir zusammen mit Frau Teichmann und dem Ethikkurs von Herrn Weberpals das Allgäu-Hospiz in Kempten. Die Leiterin des Hauses, Frau Hoffmann, erklärte uns die Gedanken, die hinter der Hospizbewegung stehen: Totkranke Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre letzten Tage nicht in einem anonymen Krankenhaus verbringen zu müssen, sondern würdevoll in einer Kultur der Vertrautheit und Wertschätzung Abschied nehmen zu können. Daher werden die acht Personen, die derzeit im Hospiz beherbergt sind, bewusst als „Gäste“ und nicht als Patienten bezeichnet. Menschen aller sozialer Schichten, jeden Glaubens und jeden Alters werden aufgenommen und durch das Pflegepersonal, Hausärzte, Therapeuten und Seelsorger betreut. Für sie stehen hier sogar Musik- und Kunsttherapeuten zur Verfügung. 

Jeder Gast hat ein eigenes Zimmer – eines davon durften wir sogar besichtigen. Die Bewohnerin, eine sehr aufgeschlossene Dame, empfing uns dort. Einen totkranken Menschen hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Man konnte spüren, wie wohl sich die Dame im Hospiz fühlt und wie gern sie dort ist. Der immer lauter werdende und aktuell stark diskutierte Wunsch nach Sterbehilfe wäre vermutlich nicht so groß, wenn mehr Menschen von dieser Alternative eines würdevollen Lebensendes wissen würden. Denn das Hospiz bietet sterbenden Menschen sowie ihren Angehörigen einen Ort der Geborgenheit und des seelischen Halts. 

Wir danken Frau Hoffmann ganz herzlich für die eindrucksvolle und ausgesprochen interessante Führung. 

Kurs EV10abc

 

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