Fernsehabend im Kreise der Familie und ein schmelzender Graf Dracu
An einem Montagabend im März konnten sich zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen im Musiksaal von den komödiantischen Fähigkeiten der Schauspielerinnen und Schauspieler der Q11 und Q12 überzeugen und dabei beobachten, wie der Untergang des Grafen Dracu von einer vierköpfigen Familie bei ihrem Fernsehabend beurteilt wurde.
Das eigentliche Stück, der „Untergang des Grafen Dracu“ von Andreas Kroll, war eingebettet in diverse selbstgeschriebene Szenen, die eine Familie bei ihrem Fernsehabend zeigte. Dabei wurde schnell klar, dass Geschmack und Ansichten der vier Familienmitglieder nicht immer übereinstimmten. Emotionale Ausbrüche Daniels (Max Schindele) zum vermeintlichen oder tatsächlichen Tod verschiedener Figuren wurden gekontert vom Gepoltere des nüchternen und stets pragmatisch denkenden Großvaters (Marc Wingenfeld), da halfen auch die Vermittlungsbemühungen der Frau des Hauses (Anna-Sophie Menninger) über fundierte Informationen zu Eichendorff, dem Zustand der Welt oder anderen bedenkenswerten Inhalten nichts. Eine ökologische Komponente durch Hans-Peter (Moritz Kreße) durfte natürlich auch nicht fehlen, sei es nun in Form von verdauungsförderndem Tee oder einer automatischen Abschaltung des Stroms aus Sparsamkeitsgründen. Die Handlung um Graf Dracu (Felix Kordes) selbst nahm im Laufe der Szenen zunehmend an Fahrt auf: Die Anstrengungen des Grafen und seines einfach gestrickten, aber sehr charismatischen Dieners Igor (Timm Neumayer), seinen drohenden Bankrott durch eine Öffnung des Schlosses für Hochzeitsgesellschaften zu verhindern, führten zwar zu steigenden Einnahmen, aber zunehmend auch zu größeren oder kleineren Katastrophen, die nicht selten im Burggraben oder der Schubkarre endeten, sehr zum Ärger der geisterhaften Ur-Ahnin Elisabeth (Laura Müller). Das Stück endete schließlich gleich dreimal, der Graf musste zuerst schmelzen, weil Irene und Herbert, das heiratswillige Paar (Marie Wagner und Jonas Mayr), für strahlend helles Licht gesorgt hatte. Da das aber bei Daniel völlige Verzweiflung auslöste, wurde ein neuer Schluss gespielt, hier durfte der Graf Heilung und mit Herbert einen neuen Partner finden. Für den Großvater war das nun wieder viel zu kitschig, für ihn musste also noch ein realistischer Schluss her, in dem der Graf, eigentlich Patient in einer psychiatrischen Klinik, nach einem epileptischen Anfall liebevoll von seiner Ärztin (Anna Honold) und dem Pfleger Igor versorgt wurde. Untermalt wurde die gesamte Aufführung von Christian Röck am Klavier, für das richtige Licht sorgten Elia Albrecht, Lars Friedrich und Florian Renz.
Claudia Heinrich