GENAUSO WIE DU BIST – Tanz fördert Inklusion
Kempten – Stadttheater, 11.00 Uhr.
Die Fantastik Schultheaterwoche 2025 öffnete einmal mehr den Raum für große Emotionen, kreative Kraft und mutige Begegnungen. Unter dem diesjährigen Motto „überMut“ zeigte die Tanztheaterproduktion „Genauso wie du bist – Die Wiese der Begegnungen“ eindrucksvoll, was es heißt, sich auf künstlerisches Neuland zu begeben und gemeinsam über sich hinauszuwachsen.
Die Schülerinnen und Schüler der Astrid-Lindgren-Schule und des Carl-von-Linde-Gymnasiums brachten unter der choreografischen und künstlerischen Leitung von Angelika Brunner und Nadine Tröster ein selbstentwickeltes Märchen auf die Bühne, das in mehrfacher Hinsicht berührte. In einer Mischung aus Tanz, Theater und bildstarker Inszenierung entfaltete sich auf der Bühne des Stadttheaters eine Geschichte, die aktueller nicht sein könnte: Eine bunte Wiese wird zum Ort der Begegnung, an dem Unterschiedlichkeit nicht trennt, sondern verbindet. Hier begegnen sich Figuren aus verschiedensten Lebenswelten – vorsichtig, neugierig, manchmal auch zaghaft. Doch Schritt für Schritt wächst aus vorsichtiger Annäherung echtes Miteinander.
Das Stück lebt von seiner poetischen Kraft und dem spürbaren Engagement aller Beteiligten. Dabei ist es vor allem die Kooperation mit der Tanzgruppe der Astrid-Lindgren-Schule, die dieser Produktion eine ganz besondere Intensität verleiht. Die Vielfalt der Mitwirkenden – mit und ohne Behinderung – wird nicht nur sichtbar, sondern zur tragenden Botschaft: „Man ist gut so, wie man eben ist.“ Der Mut liegt hier nicht allein im Überwinden der Bühnenangst oder der Herausforderung komplexer Choreografien. Vielmehr zeigt sich Mut in der Offenheit, sich auf andere einzulassen, Unterschiede zuzulassen und gemeinsam etwas Größeres entstehen zu lassen.
Das Festivalmotto „überMut“ wurde in dieser Aufführung mit Leben gefüllt. Es fordert auf, mehr zu tun, als sich nur einer Rolle zu stellen. Es geht darum, sich selbst und anderen in Respekt zu begegnen – mit all der Unsicherheit, aber auch dem Vertrauen, das gemeinsame künstlerische Arbeit schenken kann. Die intensive Probenzeit hat nicht nur ein berührendes Stück hervorgebracht, sondern auch zwischenmenschliche Brücken gebaut – zwischen Schulen, zwischen Menschen, zwischen vermeintlichen Gegensätzen.
Auch das Publikum im ausverkauften großen Saal des Stadttheaters, darunter 300 Schüler und Schülerinnen des Carl-von-Linde-Gymnasiums, reagierte berührt, mit großer Aufmerksamkeit, spürbarem Respekt und tosendem Applaus. Die Darbietung hinterließ Eindruck – nicht wegen perfekter Schritte oder großer Bühneneffekte, sondern durch ihre aufrichtige, authentische Kraft. Hier wurde sichtbar: Theater ist ein Ort der Möglichkeiten, des Wachsens, des Zusammenseins – und genau das brauchen wir in einer Zeit, in der Vielfalt oft noch als Herausforderung statt als Chance gesehen wird.
Die Aufführung „Genauso wie du bist“ war mehr als ein Beitrag zum Schultheaterfestival. Sie war eine Einladung, über Mut, Begegnung und Menschlichkeit nachzudenken. Und sie zeigte eindrucksvoll, dass Kunst, die mit Herz gemacht ist, Menschen verändern kann – auf der Bühne wie im Zuschauerraum.
Angelika Brunner