Helena – nicht nur schön, sondern auch stark?
Der trojanische Krieg, seit Jahrtausenden Gegenstand zahlreicher Erzählungen, Geschichten, Filme und Theaterstücke: Kämpfende Helden, Götter, die sich uneins sind – wer fehlt? Die Frauen!
Diesem Thema widmet sich das Stück „Helena“, das die Oberstufentheatergruppe des CvL am 07.04.2025 im Musiksaal erfolgreich aufgeführt hat. Dabei überzeugten Pia Ludwig als selbstbewusste und reflektierte Helena und Maya Janser als ihre Dienerin und Vertraute in ihren Rollen als starke Frauen mit Freiheitsdrang auf ganzer Linie, wenn sie gegen Benedikt Greindl in seiner Rolle als betrunkenem Menelaos, der seine Frau so gar nicht verstehen kann, „ihre Frau“ standen. In seinen politischen Verhandlungen mit den Trojanern unterstützt wurde der Herrscher von Sparta von Kjell Steineke als sichtlich genervtem Agamemnon und Jonas Mayr als listigem und an Türen horchendem Odysseus, der aber auch sehr autoritär werden konnte, wie Helena erfahren muss, nachdem sie mit Paris angebandelt hat. Natürlich wird sie gleich zum Gesprächsthema Nummer 1, weil Timo Höfler als Diener den anderen Bediensteten bei Hofe postwendend und genüsslich von der Affäre mit dem schönen und poetischen Trojaner erzählt. Paris, mit Hingabe verkörpert von Timm Neumaier, verfällt im Laufe des Stücks nicht nur der schönen Helena, er sieht sich auch in stetem Wettbewerb mit seinem älteren Bruder Hektor. Moritz Kreße gab dabei den idealen Sohn, Ehemann und Thronfolger, der aber auch einmal richtig laut werden kann, wenn der kleine Bruder seine Bedürfnisse über diejenigen Trojas stellt. Die Trojanerinnen sind Helena, der „Neuen“ in ihrer Runde, gegenüber nicht alle aufgeschlossen. Anna Honold sieht sich zwar als zweite Frau Trojas ebenso in der Pflicht, Helena freundlich aufzunehmen, wie ihre Schwiegermutter Hekabe, in deren Rolle Emma Fried sehr deutlich gemacht hat, dass sie Paris` Verhalten ganz und gar nicht billigt. Das tut auch Kassandra nicht, sie fordert vehement Paris` Tod, legt sich lautstark mit ihrer Mutter und Helena an und sagt, von allen ungehört, den Untergang Trojas voraus. Wenn sie, stark gespielt von Marie Wagner, drohte und schrie, hing das Publikum gebannt an ihren Lippen, bis sie sich ganz am Ende zusammen mit Helena und Mira in die Freiheit, weit weg von Troja, Sparta und allen Männern, aufmachte.
Dieses Stück über starke Frauen, das den Fokus auf die Figuren legt, allesamt unter vollem Körpereinsatz – Kämpfe, Schreie, ein Kniefall, etc. – und mit viel Spielfreude von den Schülerinnen und Schüler gespielt, machten die Aufführung zu einem vollen Erfolg. Ernste, nachdenkliche Momente wechselten sich ab mit spannenden oder auch vertrauensvollen, sodass sich das Publikum von Anfang bis Ende ausgezeichnet unterhalten sah. Vielen herzlichen Dank an Herrn Babel und sein Technik-Team für die Ausleuchtung und den Ton bei der Aufführung, an das Hausmeisterteam für die unaufgeregte und kompetente Hilfe bei allen größeren und kleineren Problemen, an Emily Blank für die Übernahme einer Statistenrolle, an Annabel Eich für das wunderbare Programmheft, die Plakate und die Unterstützung bei der Regie und natürlich an euch, liebe Schauspielerinnen und Schauspieler der Q12 für die vielen engagierten, abwechslungsreichen und immer lustigen Proben!
Claudia Heinrich