Theaterbesuch der 9. Klassen

Bernd Plöger, Dschihad One-Way

Der Mann tanzt über die Bühne, er trägt ein Kopftuch und hält eine Bombe in der Hand, im Hintergrund läuft „I will survive“ von Gloria Gaynor.

Am 9.Mai besuchten die 9.Klassen das Stück: „Dschihad One-Way“ in der Theaterwerkstatt Kempten. Dort bot sich zunächst ein seltsames Bild: Auf der Bühne lagen halbvolle Wasserflaschen, umgestoßene Tische und Stühle, Papiermappen zerfleddert und zertrampelt. Es sah aus, als wäre eine gesamte Schulklasse außer Rand und Band gewesen. Das Einzige, was nicht so recht in das Bild passte, war ein schiefes Banner an der Wand, auf dem das Logo der Stadt Regensburg prangte.

Der Schauspieler Alexander Wipprecht betritt die Bühne. Er trägt einen Anzug, das weiße Hemd ist zerknittert. Er ist der Vater eines Sohnes, Lukas.

Lukas ist in Regensburg aufgewachsen, war dort in der Schule, lebte dort – bis er in den Krieg zog. In den Dschihad, den Kampf gegen die Ungläubigen. In Syrien. Mit dem IS. Sein Vater ist verzweifelt, kann es nicht fassen. Warum zieht ein deutscher Junge, der alle Freiheiten besitzt, freiwillig in den Krieg? Was bringt ihn dazu? In Rückblenden lässt Alexander Wipprecht die Zuschauer die Pressekonferenz der Stadt Regensburg zu dieser Thematik nacherleben. Und während man sich noch fragt, wie aus diesem Treffen dieses heillose Chaos auf der Bühne entstehen konnte, kommen bereits die ersten zu Wort: Da ist der Kommissar der Polizei, der mit Erkenntnissen und möglichen Spuren um sich wirft. Der Oberbürgermeister, der sich nicht weiterzuhelfen weiß, außer mit oberflächlichen Phrasen. Jugendarbeiter, die in ihrer Arbeit versagt haben. Alle suchen nach Gründen, Ursachen, kratzen dabei nur an der Oberfläche eines großen Problems in Deutschland. Denn der „Fall“ Lukas ist alles andere als reine Fiktion. Jedes Jahr radikalisieren sich hunderte Jugendliche und sind dabei sogar bereit nach Syrien zu gehen. Die meisten kehren nie wieder zurück. Die Eltern sehen sich überschüttet von Fragen und Unsicherheiten, dabei wollen sie eigentlich nur eines: ein Happy End. Doch wie man im Stück sieht, wachsen aus der Trauer neue Gefühle. Hass und Wut. Auf die Islamprediger. Die Regierung. Die Gesellschaft. Oder um es mit den Worten von Lukas Vater zu sagen: „Wenn ein junger Mensch freiwillig in den Krieg zieht, dann haben wir als Gesellschaft völlig versagt.“ Und so versucht das Stück verzweifelt eine Lösung für all die Fragen zu finden, rotiert um das Thema wie ein sorgender Vater, der einfach nur seinen Sohn wiedersehen möchte. Doch als Lukas Mutter im Stück zu Wort kommt, erkennt man schnell, dass all das Hoffen und Warten die Eltern häufig nur in eines treibt: den Wahnsinn.

Als das Stück schließlich endete, waren wir alle erdrückt von diesem schweren Thema, für das es keine Lösung zu geben scheint. Keine leichte Kost. Doch ist dieses Stück ein Teil des Präventionsprogramms gegen Salafismus an Schulen, also konzipiert, um abzuschrecken, aufzurütteln und andere Wege zu gehen. Nämlich den Weg des Dschihad im ursprünglichen Sinn: Das richtige religiöse und moralische Verhalten gegenüber Gott und den Mitmenschen.

Jakob Schupp, Klasse 9c

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